Jedes Jahr gibt es neue Diät-Trends: Clean Eating, Dash Diät, Detox, Intervallfasten, Blutgruppendiät, Low Carb, Mittelmeerdiät, Metabolic Balance, Paleodiät/ Steinzeitdiät.
Das sind nur wenige von den Ernährungskonzepte, die unter anderem auf Tiktok oder Instagram im Umlauf sind. Sie versprechen meist große Veränderungen wie schnellen Gewichtsverlust oder schöne Haut.
Einige dieser Trends habe ich in anderen Blogeinträgen schon unter die Lupe genommen und bin zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen.
Heute soll es darum gehen, wieso ich der Diätkultur auf sozialen Medien kritisch gegenüber stehe.
Wir wollen gesunder, schöner, schlanker - schlicht erfolgreicher sein. Um das zu erreichen, ist uns manchmal jedes Mittel recht. Da kommen soziale Medien mit ihren schnellen und recht einfachen Ernährungstipps doch gerade recht, oder?
Wenn du den richtigen Leuten folgst, kannst du mit der Zeit viele hilfreiche Tipps für einen gesunden Lifestyle sammeln. Genauso gut kann es aber auch nach hinten losgehen.
Denn es ist aus mehreren Gründen wichtig die heutige Diätkultur kritisch zu hinterfragen und die Aufmerksamkeit auf ihre Probleme zu lenken.
Viele Reels, Tiktoks und Instagram Posts sind einfach und kurz formuliert, damit eine möglichst große Masse an Menschen sie versteht und nicht “abschaltet”.
Dabei fehlt oft wissenschaftlich belegtes Hintergrundwissen. Die Empfehlungen werden oft verallgemeinert oder falsch interpretiert und stellen sich daher am Ende als entweder nicht hilfreich, oder sogar kontraproduktiv heraus.
Nur circa die Hälfte der viralen Ernährungsvideos stammen von qualifizierten Nutzer:innen, die im Ernährungsbereich irgendeine Art von Ausbildung haben.
Die Diätkultur basiert auf Überzeugungen, die allgemein gültig scheinen, es aber nicht sind.
Sie überzeugt uns z.B. davon, dass dünn = gut ist. Diese Theorie ist der Eckpfeiler der Diätkultur. Die Forschung hat jedoch gezeigt, dass es stoffwechselmäßig gesunde dünnere Menschen und stoffwechselmäßig gesunde größere Menschen gibt. Das Gewicht ist nicht der entscheidende Faktor für die Gesundheit, sondern unsere Genetik, und unser Lebensstil.
Ausserdem wird von der Diätkultur oft die Vorstellung von einer “sauberen” Ernährung vermittelt. Durch Verwendung von Beschreibungen wie "sündhaft","dick machend“, Cheatday oder "saubere Lebensmittel“ werden wir dazu ermutigt be der Auswahl von Essen übermäßig wachsam zu sein. Die Freude am Essen wird zur Nebensache. Stattdessen wird Nahrung mit Schuldgefühlen verbunden, wenn wir uns mal nicht so ernähren, wie die „Regeln“ es vorsehen.
Der Trend "What I Eat in a Day" (Was ich am Tag esse) zeigt Aufnahmen von Körpern und und Lebensmitteln, die sie vermeintlich zu sich nehmen. Oft werden die Aufnahmen von der Angabe der Kalorien pro Portionen, Effekten und Ohrwürmern begleitet.
Die Videos tragen zu falschen Vorstellungen davon bei, was gesunde Ernährung ist. Bei all den verschiedenen Körper und ihren vermeintlichen Geheimrezepten wird es immer schwieriger zu wissen, was das Richtige zu tun ist.
Dabei gibt es keinen „einen richtigen“ Weg zu essen.
Crash Diäten versprechen in kürzester Zeit möglichst viel Gewichtsverlust. Entscheiden wir uns dafür, schränken wir unsere Nahrungsaufnahme dafür massiv ein. Vor allem Kohlenhydrate und Fette werden bei einer Crash Diät verurteilt.
Dabei wird jedoch oft vergessen, dass der Körper für alle Prozesse im Körper auf Nährstoffe angewiesen ist, die wir über die Nahrung aufnehmen. Makronährstoffe sind dabei die Basis einer gesunden Ernährung. Dazu gehören Eiweiße (10-20 %), Fette (20-30 %) und Kohlenhydrate (50-60 %). Die Richtwerte in den Klammern können dabei je nach Lebensumständen variieren, aber klar ist: Jeder Körper braucht sie.
Eine Crash Diät bringt deine Nährstoffbilanz zum Einsturz. Die Folge sind fehlende Makro- und Mikronährstoffe. Durch den Nährstoffmangel kommen verlangsamt dein Körper nun alle Stoffwechselprozesse, um Energie zu sparen.
Gleichzeitig kommst es statt zu einem „gesunden” Abnehmen dazu, dass der Körper Wasser und Muskeln verliert. Wenn du irgendwann wieder wie vor der Diät isst, tritt der altbekannte Jojo-Effekt ein.
Radikale Diäten sind nicht nur physisch für den Körper Stress pur. Auch die Psyche leidet.
Isst du beispielsweise entgegen deiner strikten Regeln „böse Schokolade”, fühlst du dich womöglich automatisch schlecht in deinem Körper, da du Angst vor Zunahme deines Gewichts hast.
Weitere mögliche Folgen können sein, dass das Sozialleben leidet. Ein Abendessen mit Freund:innen, bei dem es Pizza gibt, kann bei einer strengen Diät schnell zur Qual
werden. Das ständige Kalorienzählen raubt Zeit, der Vergleich mit anderen Menschen in Videos und auf Fotos nagt am Selbstwert.
Die Diätkultur kann für viele Menschen eine giftige Lebensweise fördern. Aufgrund der Allgegenwärtigkeit auf „allen Kanälen” ist es unglaublich schwer ihr zu entkommen.
Klar ist aber: Weil du dich gegen die Diätkultur oder bestimmte Ernährungsformen wehrst, heisst es nicht, dass du dich gegen eine gesunde Ernährung entscheidest.
Es ist genau das Gegenteil. Die Anti-Diät-Bewegung ermutigt dazu die eigene Ernährung zum Einen auf wissenschaftlich bewiesenes Wissen zu stützen und zum Anderen Entscheidungen zu treffen, die sich für den eigenen Körper und Geist richtig anfühlen.
Was die Diätkultur nämlich bewirkt, ist, dass wir die Signale des eigenen Körpers als nicht ausreichend bewerten und aufhören, auf ihn zu hören, wenn es um unsere Nahrungsaufnahme geht. Stattdessen beginnen wir, das zu tun, was die Regeln von Trends zu uns sagen. Obwohl sie unsere individuellen Umstände nicht kennen.
Intuitive Ernährung kann eine Lösung dafür sein. Es ist ein Ansatz, der 1995 von den Ernährungswissenschaftlerinnen Evelyn Tribole und Elyse Resch entwickelt wurde. Die intuitive Ernährung basiert auf Grundprinzipien wie z.B. dem Respektieren des Hungers, oder dem offenen Umgang mit Emotionen.
So kann man sich wieder mit den natürlichen Hungergefühlen vertraut machen. Das kann einige Zeit dauern, befreit aber letztendlich von den angeblichen „Regeln“ der Diätkultur.
Die sozialen Medien sind nach wie vor praktische Möglichkeit, um sich z.B. durch neue Rezepte inspirieren zu lassen und sich mit anderen auszutauschen. Trotzdem solltest du Inhalte in Bezug auf Ernährung und Gesundheit kritisch betrachten. Schaue dir immer an, von wem die Inhalte kommen und welche Qualifikation die Person, die sie teilt, vorweisen kann.
Achtung: Hole dir unter Umständen immer einen ärztlichen Rat.
Eine ausgewogene Ernährung, die auf dem Wissen über die Prozesse unseres Körpers basiert - Das ist meiner Meinung nach die beste Alternative zu viralen Ernährungstrends. Denn so können wir am besten entscheiden, was wir essen wollen und unserem Körper alles geben, was er braucht.
Ein gesunder Ernährungsplan kann uns dabei im Alltag dabei helfen, den Überblick zu behalten. So greifen wir auch bei Stress nicht zu Fast-Food, welches uns keine Nährstoffe bringt.
Aber eins ist klar: Auch der Ernährungsplan ist flexibel, und auch eine Tiefkühlpizza wird uns nicht von einem Weg in ein Leben mit einer gesunden Ernährung abhalten. Damit kommen all die tollen Prozesse in unserem Körper schon klar!
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