Was ist dran an der Blutgruppendiät?

Blutkörperchen

Wenn wir uns mit anderen Menschen über unsere Ernährung austauschen, kommt es an irgendeinem Punkt immer zur Frage: Warum erzielen zwei Menschen, die das gleiche Ernährungskonzept verfolgen, unterschiedliche Ergebnisse?

Es gibt eine Ernährungsform, die die Erklärung dafür in den verschiedenen Blutgruppen der Menschensieht. Was das genau für deine Ernährung bedeuten könnte, und, ob an diesem Erklärungsversuch überhaupt etwas dran ist - Darum geht es in diesem Beitrag über die Blutgruppendiät.

Was ist die Blutgruppendiät?

Die Blutgruppendiät ist eine Ernährungsform aus der alternativen Medizin. 

Erfunden hat sie der US-amerikanische Naturheilmediziner Peter D’Adamo in den 90er Jahren. Er veröffentlichte im Jahr 1996 das Buch „Blutgruppen - 4 Strategien für ein gesundes Leben: Mit Rezepten“, in dem er die Blutgruppendiät beschreibt.

Der Grundgedanke der Blutgruppendiät liegt darin, die einzelnen Blutgruppen als Grundlage für die Planung der Ernährung zu nutzen.

Was besagt sie?

D’Adamo stellt die Theorie auf, dass jede Blutgruppe evolutionsbedingt mit bestimmten Lebensmittel kompatibel ist und sich die optimale Nahrungsversorgung demnach unterscheidet.

Die jeweiligen Blutgruppen reagieren laut dem selbst ernannten Ernährungsexperten unterschiedlich auf Lektine (Proteine in Nahrungsmitteln). Lektine würden Erythrozyten im Blut verklumpen. Diese Verklumpungen führten zu Erkrankungen und im schlimmsten Falle sogar zum Tod.

Wer Lebensmittel weglässt, die nicht für die jeweilige Blutgruppe “bestimmt” sind, soll sein allgemeines Wohlbefinden verbessern, abnehmen und sogar Krankheiten vorbeugen können.

Einen wissenschaftlichen Beleg für seine Thesen gibt es nicht.

Die passenden Lebensmittel für die 4 Blutgruppen

Es gibt vier bekannte Blutgruppen: A, B, AB und 0.

Für jede der vier Blutgruppen des AB0-Systems hat D ́Adamo in der Blutgruppendiät Lebensmittel festgelegt, die entweder bekömmlich sind oder besser vermieden werden sollten.

Die Vertreter:innen der Blutgruppendiät basieren ihre Theorie auf der Annahme, dass sich die Menschen der verschiedenen Blutgruppen zu bestimmten Zeitpunkten

der Menschheitsgeschichte entwickelt haben. An den jeweiligen Zeitpunkten hätten verschiedene Formen der Ernährung vorgeherrscht.

Daraus ergibt sich die Auswahl der empfohlenen und “verbotenen” Lebensmittel.

Blutgruppe 0: Jäger

Die Blutgruppe "0" gilt als die älteste Blutgruppe des Menschen. Sie sei vor 40.000 Jahren entstanden.

In der Steinzeit waren die Menschen vielbewegte Jäger und Sammler - somit Fleischesser. Deshalb würden auch heutige Menschen mit der Blutgruppe 0 problemlos mit Fleisch als wesentlicher Nahrungsgrundlage klarkommen.

Empfohlene Lebensmittel: Eiweißreiche Lebensmittel wie Geflügel, mageres Fleisch, Fisch.

Verbotene Lebensmittel: Kidneybohnen, Weizen, Mais, Kohl, Linsen, Kohl, und Senfkörner.

Blutgruppe A: Landwirt

Die Blutgruppe "A", die auch als "Landwirt" bekannt ist, sei vor 20.000 Jahren mit der Sesshaftigkeit des Menschen und der Entwicklung der Landwirtschaft entstanden. Dadurch änderten sich die Ernährungsgewohnheiten hin zu einer vorwiegend Veganer Ernährung. Die Menschen seien gegenüber tierischen Proteinen intolerant geworden.

Empfohlene Nahrungsmittel: Getreide, Hülsenfrüchte, Sojaprotein, Tofu, Meeresfrüchte, Gemüse.

Ungeeignete Lebensmittel: Milchprodukte, rotes Fleisch, Weizen, und Kidneybohnen

Blutgruppe B: Nomade

Die Blutgruppe "B", auch bekannt als "Nomaden", bezeichnet die Vorfahren, die von einem Ort zum anderen reisten. Diese Blutgruppe habe ihren Ursprung vor 10.000 Jahren.Menschen der Blutgruppe "B", seien mit einem sehr starken Immunsystem gesegnet weswegen sie kaum an Unverträglichkeiten leiden. Eine ausgewogene Ernährung sei für sie zentral.

Empfohlene Lebensmittel: Fleisch, Getreide, Hülsenfrüchte, Bohnen, Milchprodukte, Gemüse und Obst.

Ungeeignete Lebensmittel: Erdnüsse, Linsen, Sesam, Buchweizen, Samen, Weizen und Mais.

Blutgruppe AB: Der Rätselhafte

Den Beginn der Entwicklung dieser Blutgruppe "AB" datiert D’Adamo auf vor 1000 Jahren, als sich die Völker von A und B vermischt haben. Die Blutgruppe AB symbolisiere den “modernen” Menschen. Rätselhaft ist diese Gruppe, weil keine spezielle Lebensmittelgruppe im Vordergrund steht.

Empfohlene Lebensmittel: Getreide, Eier, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse, Tofu und Meeresfrüchte

Ungeeignete Lebensmittel: Limabohnen, Kidneybohnen, Samen, Mais, Buchweizen und rotes Fleisch.

Die Rahmenbedingungen

Wenn man die Blutgruppendiät so befolgen will, wie der Erfinder sie vorsieht, müssen täglich fünf Mahlzeiten eingenommen werden. Um einen eventuellen Nährstoffmangel vorzubeugen, werden ausserdem Nahrungsergänzungsmittel empfohlen. Die tägliche Kalorienanzahl wird auf zwischen 1500 und 1800 Kalorien angesetzt.

Obst ja, Hülsenfrüchte nein Frau isst Apfel

Neben den jeweiligen Lebensmitteln, die je Blutgruppentyp erlaubt sind, steht frisches und unverarbeitetes Obst und Gemüse stets im Zentrum der Diät.

Tabu sind für alle Blutgruppen hingegen verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte, Alkohol, sowie kalorien- und fetthaltige Lebensmittel. Der Autor D’Adamo ist ausserdem ein grosser Gegner von Weizen, Bohnen und Hülsenfrüchten: Er sieht in ihnen die größte Gefahr der “Verklumpung des Blutes”.

 

Große Kritik an der Blutgruppendiät

Die meisten Ernährungswissenschaftler:innen, Gesundheitsexperten und Mediziner:innen sind sich einig, dass die Blutgruppendiät keine wissenschaftliche Grundlage hat. Vor allem gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise für das Hauptargument: Den negativen Einfluss bestimmter Lebensmittel-Lektine auf die Gesundheit.

Im Jahr 2000 schrieb die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): „In keinem Fall ist wissenschaftlich dokumentiert, dass Lectine aus Lebensmitteln im Blut zu Verklumpungen (Agglutinationen) führen. (...) D’Adamo verwendet ungesicherte, verführerisch einfach klingende Annahmen als Fakten und stellt Lectine in Nahrungsmitteln als eine generelle Gefahr dar. (...) Die meisten pflanzlichen Lectine sind unschädlich.“

Das zeigt: Die Blutgruppendiät ist nicht mehr als eine Modeerscheinung. Sie basiert nicht nur auf fehlender und nachlässiger Forschung, sondern auch auf D’Adamo’s Fiktion.

Die individuellen Merkmale von einzelnen Menschen (z.B. Alter, Betätigung, Krankheiten, aber auch persönliche Vorlieben) werden von dieser umstrittenen Ernährungsform nicht berücksichtigt.

 

Ausgewogene Ernährung statt Nährstoffmangel

Zudem begünstigt eine einseitige Ernährung wie diese auf Dauer einen Mangel an für den Körper wichtigen Nährstoffen.

Um ein gesünderes Leben zu führen, sollte die Auswahl deiner Lebensmittel mit deinem Stoffwechsel, deinen individuellen Merkmalen und Vorlieben übereinstimmen. Dabei ist

eine ausgewogene Ernährungsweise, die auf einem gesunden Ernährungsplan und dem Wissen über die benötigten Nährstoffe basiert, der beste Weg.

Wie du die ersten Schritte auf dem Weg zu einem gesünderen Leben mithilfe einer vielseitigen Ernährung gehen kannst, erfährst du im E-Book: „Ernährungs-anleitung. Schritt-für-Schritt zur gesunden Ernährung für deinen Alltag“ oder in meinen letzten Beiträgen zu vielen wichtigen Themen, wie Makronährstoffen oder Ernährungsplänen.

Lerne hier, wieso ein Ernährungsplan so wichtig für einen gesunden Alltag ist

 


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